Simmerringtausch(196440-02871) und Laufflächenerneuerung am Yanmar Saildrive SD50

Dieser Beitrag wurde im Palstek 3-2017 veröffendlicht.

Ein Update ist in der Palstek Ausgabe 6-2021 oder hier am Ende des Reparaturberichtes zu finden.

Simmerring ist ein eingetragenes Warenzeichen der Freudenberg FST GmbH. Nur Simmerringe der Fa. Freudenberg dürfen unter dem Namen Simmerringe verkauft werden. Da sich der Begriff Simmerring im Sprachgebrauch parallel zum Begriff Radialdichtring eingeprägt hat, wird er hier gleichbedeutend verwendet.

Je nach Nutzungsdauer sollte das Getriebeöl im Saildrive jährlich kontrolliert und spätestens alle 2 Jahre gewechselt werden. Insbesondere wenn das Öl eine schmutzig-graue Färbung angenommen hat, sind in vielen Fällen undichte Radialdichtringe am Propelleranschluß die Ursache.

„Ein Wort zum Getriebe ÖL“

In der Betriebsanleitung zum SD50 wird auf das Mercury Qucksilver High Performance Gear Oil hingewiesen. Soweit bekannt, wird diesem Öl nicht nur ein exorbitanter Preis, sondern auch sehr gute Wasserbindungs - Eigenschaften zugeschrieben. Beides kann ich bestätigen.

Wenn man die Radialdichtringe am Propeller des Saildrives zusammen mit dem Unterwasseranstrich immer wechselt, so alle 2-3 Jahre, kann man auf diese Eigenschaften gut verzichten und verwendet SAE 90 GL3 oder GL4 Getriebe ÖL stattdessen. Das kostet nur 10% - 15% des Quicksilver Öl Preises und ist vollkommen ausreichend für die Belastungen im Saildrive.

Auf keinen Fall GL4+ oder GL5 oder noch höher legierte Öle verwenden. Diese sind nicht nur teurer sondern definitiv nicht gut für die Kegelkupplung.

Und nun für die Techniker unter den Seglern:

Ein API GL4 Schmierstoff enthält Additive speziell für Schaltgetriebe. Schaltgetriebe enthalten Buntmetall (Synchronringe). Die Reibung eines GL4 Öls darf nicht zu gering sein, sonst rutscht der Synchronring durch und schalten wird unmöglich. Ist die Reibung zu hoch, wird die Schaltung hakelig und kratzt. Der Kegel in der SD50 Kupplung ist aus Buntmetall. Eine zu geringe Reibung würde die Kupplung leicht durchrutschen lassen.

Auch kein GL4+oder GL4/5 verwenden. Das ist dünnflüssig wie GL5 und enthält nicht so scharfe Additive.

Ein API GL5 Schmierstoff enthält spezielle Additive für höchstbelastete Getriebe, wie z. Bsp. Hypoidgetriebe. Diese Getriebe haben eine Bogenverzahnung. Neben einigen Vorteilen hat diese Art der Verzahnung den Nachteil das die Flächen nicht nur aufeinander abrollen, sondern auch ein wenig gleiten. Das stellt erhöhte Anforderungen an das Material und benötigt eine hohe Gleitfähigkeit des Öls. Die Additive enthalten Schwefel, was wiederum Buntmetalle angreift.

Yanmar Saildrive SD40 / SD50 Propellerwelle-Service-Kit:

 

 

1: 2x Radialdichtringe 55€

2: 1x Speedy Sleeve  40€

3: 2x O-Ring             10€

Die gewünschten Teile werden zusammen mit einer farbigen, reich bebilderten, >25 seitigen Service Anleitung geliefert.

Einfach die Bestellliste laden, die gewünschten Teile ankreuzen und die Datei mir zusenden. (Info: Die Datei läßt sich im Acrobat Reader direkt bearbeiten, im Windows Edge geht es nicht.)

Oder schreiben Sie mir eine Mail, welche Teile sie benötigen.

 

 

 

Benötigtes Werkzeug:

 

Kleiner Hammer, Wasserpumpenzange,  Inbus-Schlüsselset (hier 8mm und 4mm) ein Set von Austreibern (1mm und 8mm), alter Spachtel mit Holzgriff und Metallkern, Holzstechbeitel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Flüssige Dichtmasse, Trennmittel Tikal, Schraubensicherung, seewasserfestes Fett, Noalox Antioxidationsmittel Messingdrahtbürste, 220er / 240er Nassschleifpapier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pinsel zum Reinigen des Lagerschildes in Waschbenzin. Gummihammer, 50cm HT50 Rohr und HT40 Rohr aus dem Baumarkt, neuwertiger Seitenschneider, Spitzzange

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis: Erst die Anleitung komplett lesen, um festzustellen, ob man das handwerkliche Geschick hat,  sich diese Reparatur zuzutrauen.

 

Ölwechsel:

 

 

 

 

Wenn sich nach dem Ölwechsel diese schmutzig graue Brühe in einem durchsichtigen Kanister absetzt, sind die Radialdichtringe nicht mehr dicht und ein Austausch ist erforderlich.
Manchmal drückt auch das Getriebeöl aus dem Radialdichtring der Antriebswelle zwischen Motor und SD50 heraus. Der Wasserdruck von unten drückt das Öl dort heraus. Ein sicheres Zeichen für defekte (undichte) Radialdichtringe am Propeller oder zu hoher Ölstand im SD50.(siehe auch den technischen Bericht "Ölstand im SD50" auf meinen technischen Infoseiten).

 

 

 

 

 

 

 Propeller Mutter, Propeller und Opferanoden entfernen

 

 

An diesem Saildrive ist die Propellermutter durch ein Sicherungsblech gesichert. Blech wie gezeigt zurückbiegen und die Prop-Mutter mit einer Rohrzange abschrauben. (Evtl. Wasserpumpenzange tut es auch).

Dann den Propeller abziehen. Evtl. mit zwei großen Schraubendrehern zwischen Prop und Opferanode gehen und abwechseln links und rechts Druck auf den Prop ausüben. Meist rutscht er schon von allein von der Antriebsachse.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die 4 Schrauben der Opferanode mit dem Inbus Schlüssel lösen. Opferanode auf Verschleiß prüfen.

Hier ist die Opferanode angefressen und mit Kalkablagerungen belegt und sollte erneuert werden.

Spartipp:  Wenn man diese Opferanode sandstrahlt hat man eine Notreserve an Bord.

 

 

 

 

 

Lagerschild lösen

 

 

 

Nun die beiden Inbus-Schrauben des Lagerschildes lösen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wohl dem der einen Spachtel mit durchgehendem Metallteil hat.

Der Spachtel wird mit leichten Hammerschlägen in den Spalt des Lagerschilds getrieben. Der Spalt wird dabei größer und mit einem etwas dickeren Schraubendreher kann man gefahrlos und ohne Beschädigung das Lagerschild aus dem Antrieb treiben.

 

 

 

 

 

Antriebswelle ausbauen:

 

 

 

 

 

An dieser 10 Jahre alten Antriebswelle kann man gut sehen, dass der äußere Radialdichtring, (Meerwasserschmierung, roter Pfeil), sich tiefer in die Antriebswelle eingearbeitet hat als der innere Radialdichtring (gelber Pfeil) , der mit Getriebeöl geschmiert wird.

An der Wassergeschmierten Seite ist die Welle 0,3mm eingefahren, dass bedeutet, dass an dieser Position ein neuer Radialdichtring nicht lange abdichten wird.

Die Antriebswelle ist im Antrieb und im Lagerschild gelagert. Einfach an der Antriebswelle rütteln und herausziehen.

Wenn die Antriebswelle nicht weiter bearbeitet werden muss, muss in jedem Fall die Welle mit 600er Nassschleifpapier oder Stahlwolle abgezogen werden. Damit stellt man die ideale Rauhigkeit der Welle für den Radialdichtring wieder her.

 

 

 

 

 

 

 

Radialdichtringe auswechseln

 

Mit einem großen Austreiber den ersten Radialdichtring austreiben. Dabei darauf achten dass die innere Wandung des Radialdichtring-Sitzes nicht beschädigt wird. Zwischen den beiden Radialdichtringen befinden sich (normalerweise) zwei weiße Abstandsringe. Diese bitte nicht wegwerfen, da sie wiederverwendet werden.

Wenn man die Möglichkeit hat das Lagerschild von außen sandstrahlen zu lassen, sollte man dies tun. Der innere Teil (wegen der Lagerschale) muss komplett mit einem Lappen gefüllt und mit Tape verklebt werden.

 

 

 

 

 

 Im Seewasserbereich (blaue Pfeile) haben die Meeresorganismen Kalkablagerungen hinterlassen. Die können mit einem Stechbeitel zuerst abgekratzt werden.

 

 Anschließend, zusammen mit der Sitzfläche für die Radialdichtringe (gelbe Pfeile) , die Flächen mit 600er Nassschleifpapier anschleifen.

Auf keinen Fall darf der Lagerring (rote Pfeile) beschädigt oder geschliffen werden. Dieser Bereich ist sehr sorgfältig zu schonen. Hier läuft das Lager der Antriebswelle.

 

 

Die alten O-Ringe am Lagerschild außen wegwerfen, auch wenn sie gut aussehen. O-Ringe schrumpfen mit dem Alter. Gefahr der Undichtigkeit an dieser Stelle.

Anschließend in Reinigungsbenzin oder Verdünnung allen Dreck, Schleifstaub, auch der O-Ring Führungen abwaschen. Hier kann der Pinsel helfen.

Für den Einbau der Radialdichtringe sind die angeschliffenen Flächen (blaue und gelbe Pfeile im oberen Bild) nun gut mit seewasserfestem Fett einzustreichen.

Dann den Radialdichtring mit der Schlauchfeder nach unten in das Lagerschild einlegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein HT50 Rohr hat eine Erweiterungs- und eine Verjüngungs-Seite. Es ist von Vorteil, wenn man jemanden mit einer Drehbank an der Hand hat und ihn bittet die Verjüngung abzudrehen.

Das HT50 Rohr gerade in das Lagerschild einführen und mit leichten Gummihammerschlägen den ersten Radialdichtring in den Sitz "einklopfen".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann die beiden weißen Abstandsringe einlegen und den zweiten Radialdichtring mit der Schlauchfeder nach oben einsetzen.

Wieder mit dem HT50 Rohr und dem Gummihammer den Radialdichtring in das Lagerschild "einklopfen".

Somit haben jetzt die beiden Radialdichtringe den gleichen Abstand wie vorher, sie laufen somit an der gleichen Stelle der Antriebswelle.

 

 

 

 

Lauffläche erneuern mittels Speedy Sleeve

 

 

 

Da der äußere Radialdichtring auf der eingefahrenen Welle nicht lange dicht halten wird, wird mittels eines Speedy Sleeve eine neue Lauffläche für den Radialdichtring auf der Antriebsachse hergestellt. Diese Lauffläche besteht aus einem speziellen, korrosionsfreien Stahl mit einer idealen Rauhigkeit für den Radialdichtring.

Für die Antriebswelle vom SD 50 ist ein passender Speedy Sleeve von SKF verfügbar.

Der wird, wie gezeigt, auf die Antriebswelle aufgesteckt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit dem HT40 Rohr und dem Gummihammer wird der Sleeve mittig über die eingelaufene Stelle auf der Antriebswelle "geklopft".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem Seitenschneider den Kragen einschneiden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann mit einer Spitzzange den Kragen abwickeln.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschließend mit einem schmalen Streifen Schmirgelleinen die hintere Kante "entschärfen", da hier der innere Radialdichtring beim Einbau darüber rutschen muss.
Nicht die Fläche des Sleeves schmirgeln. Denn die ist herstellerseitig mit der idealen Rauhigkeit für den Radialdichtring hergestellt.

Anschließend die Antriebswelle in Waschbenzin gründlich reinigen. Mit dem Pinsel geht es einfacher.

 

 

 

 

 

 

 

Antriebswelle und Lagerschild einbauen

 

Die gründlich gereinigte Antriebswelle wieder in den Antrieb einsetzen und die Laufflächen der Radialdichtringe gründlich einfetten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Radialdichtringe um die Dichtlippe mit Seewasserfett satt einstreichen, aber nicht füllen.
Den Zwischenraum zwischen den Radialdichtringen an zwei Stellen mit Fett überbrücken (nicht komplett füllen, nur eine Fettbrücke anlegen)

Grund: Druck zwischen den Radialdichtringen ist kleiner als ausserhalb ==> Radialdichtring dichtet ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nuten für die O-Ringe mit der flüssigen Dichtung einstreichen. Ebenso die O-Ringe. O-Ringe in die Nuten einsetzen und überschüssige Dichtmasse verteilen.

 

Lagerschild vorsichtig über die Antriebswelle in den Antrieb schieben. Etwas Links/rechts drehen damit die Radialdichtringe im Lagerschild weich auf und über den Sleeve rutschen.

Ebenso verfahren, damit die O-Ringe mit in den Antrieb rutschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die V4A Schrauben vom Lagerschild und Opferanode sitzen in einem Aluminiumteil. Diese bilden zusammen mit Seewasser ein galvanisches Element. Der weiße Belag ist mit der Drahtbürste zu entfernen und die Schrauben sind vor dem wiedereinsetzen mit Tikal einzustreichen. Der Schraubenteil, der in den Antrieb geschraubt wird, bitte freilassen damit die Schraubensicherung aufgetragen werden kann.

 

 

 

 

 

 

 

Die Schrauben für das Lagerschild mit Schraubensicherung bestreichen und einschrauben.

 

 

 

 

 

 

 

Druckring, Opferanode und Prop montieren

 

 

 

 

Nach dem Einbau des Lagerschildes einen Fettvorrat zwischen Lagerschild, Welle und Druckring anlegen. Auf diesen Druckring wirkt der Propeller und der Druckring wirkt auf die Schräge der Antriebswelle (Pfleil). Dann setzt sich der Druckring nicht fest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann die Kontaktflächen von Opferanode und Saildrive mit Noalox einstreichen und an das Saildrive anschrauben. Tikal an den Schrauben  nicht vergessen.

Die Opferanode ist jetzt leitend mit dem Aluminiumantrieb verbunden und wird im Meerwasser ihren Dienst tun.

Noalox ist ein Antioxidationsmittel. Es enthält Zinkpulver und das Bindemittel sorgt für den Luftabschluss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Antrieb und Lagerschild werden vor dem Bewuchsschutzanstrich natürlich mit entsprechenden Schutzanstrichen versehen. Ausgenommen die Opferanode, die bleibt immer blank.

Dann die Nuten der Antriebswelle fetten, den Prop, das Sicherungsblech, die Mutter montieren und das Sicherungsblech umbiegen dass sich die Propmutter nicht löst.
Fertig!

 

 

 

 

 

Alternative zum Einsatz eines Speedy Sleeve

 

 

 

 

 

Auf der Antriebswelle ist noch genügend Platz.

Wenn man die Radialdichtringe um 2mm verschieben würde, hätte man wieder eine "neue " Lauffläche für die Radialdichtringe zur Verfügung.

Diese hält dann wieder für weitere Jahre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie schon im ersten Teil der Anleitung vermerkt, ist es von Vorteil jemanden an der Hand zu haben, der die Verjüngung des HT50 Rohr an einer Drehbank abdreht.
Für einen Dreher ist es ein Leichtes, einen 2mm Ring vom HT Rohr  abzustechen.

Ein Ring aus PVC rostet nicht und ist auch ohne Probleme seewasserbeständig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein solcher Ring passt ganz prima als Abstandshalter für den Radialdichtring.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der 2mm PVC Ring wird als erstes eingelegt, dann folgen der Radialdichtring mit der Schlauchfeder nach unten, die beiden weißen Abstandsringe und dann der zweite Radialdichtring mit der Schlauchfeder nach oben. Alles wie in der Anleitung weiter oben beschrieben.

Der weitere Zusammenbau geht ebenfalls wie in der Anleitung oben schon beschrieben.

Somit laufen jetzt die Radialdichtringe jetzt 2mm hinter  der alten Lauffläche.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis: Wie schon in der Anleitung erwähnt, kann eine Opferanode auch sandgestrahlt werden um sie von Kalk und Bewuchs zu befreien.

 

 

 

 

 

 

Die Oberfläche ist groß genug um ihre Wirkung zu entfalten.

Diese habe ich nun als Reserve dabei.

 

 

 

 

 

 

 

Ölstand im Saildrive SD50:

Sie wechseln das Öl selbst im Rahmen der jährlichen Wartung? Aber auch die Service Werkstätten

lesen nicht alle Mitteilungen von Yanmar.

In dem Yanmar Technical Bulletin MSA 09-017(vom 16.9.2009) wird der Öl Pegel im SD50 neu

definiert.

 

 

Schauen Sie also nach ob in Ihrem SD50 ein langer

oder kurzer Ölstab verbaut ist und befüllen Sie den

SD50 nur bis zur Low Markierung beim kurzen Ölstab

und bis zur Full-Markierung des langen Ölstabs.

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch ein Hinweis:  Der neue lange Ölmessstab hat einen schwarzen Punkt auf dem Deckel.

 

 

 

 

Begründung: Durch die Erwärmung im Betrieb des SD50 baut sich ein Druck auf. Dieser Druck könnte über den Antriebswellendichtring (zum Motor) entweichen. Dabei könnte auch etwas Öl austreten und sich auf der Manschette / Deckel sammeln. Bei der anschließenden Abkühlung könnte ein Unterdruck im SD50 entstehen, welcher Wasser am Propellerdichtring ansaugen könnte. Durch die Vergrößerung des Verhältnisses von Luft zu Ölstand im SD50 sind die Druckverhältnisse günstiger und das Risiko einer Wasser Leckage geringer.

Oder man baut das Saildrive drucklos um wie hier beschrieben.

Ölstand im SD40:

Auch hier existiert ein Bulletin MSB 03-017. Dieses liegt mir leider nicht vor.

 

  Update Oktober 2021:

ImFrühjahr  2021 wurden neben dem Neuanstrich des Unterwasserschiff auch die Radialdichtringe des Antriebs gewechselt und die Sleeves kontrolliert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Links: Nachdem die Achse und Sleeve von Ablagerungen befreit wurde, zeigten sich wieder geringe Einlaufspuren auf der Seewasserseite. Daher wurde auf der Seewasserseite ein 2mm Anstandsring eingesetzt und damit beide Radialdichtringe um 2mm nach innen verschoben.

Rechts: Dazu wird im Lagerdeckel zuerst der 2mm Ring eingelegt und mit seewasserbeständigem Fett fixiert. Dann wird der erste (äußere) Radialdichtring mit der Schlauchfeder zur Seewasserseite eingelegt, dann die beiden weißen Abstandsringe und dann der innere Radialdichtring mit der Schlauchfeder zur Ölseite.

 

Am anderen Antrieb mit den tiefen Einlaufspuren war der Sleeve an den Einlaufspuren gerissen.

Auf Rückfrage beim Sleeve Hersteller gab es den entscheidenden Hinweis. Bei Einlaufspuren > 0,2mm muss die Antriebswelle entfettet und dann mit Epoxid Kleber die Einlaufspur gefüllt werden. Der Sleeve wird dann über die noch frische Spachtelung gezogen. Überschüssiger Kleber wird noch frisch entfernt. Nach dem Aushärten, so ca. 8h-12h, wird die Antriebswelle erst mit 240er- dann mit 600er Schmirgelleinen von evtl. anhaftenden Kleberresten befreit und kann eingebaut werden.

Sleeves sind sehr spröde. Der ausgehärtete Kleber verhindert, dass der Radialdichtring den dünnen Sleeve durchbiegt und der Sleeve dann reißt.

Neben dem üblichen Werkzeug, siehe auch zu Anfang des Berichtes, kommt diesmal auch ein Epoxid Reparaturkleber zum Einsatz. Dieser lässt sich durch die Doppelspritze leicht dosieren und in geringen Mengen entnehmen. Ohne Mischspitze wird ein erbsengroßes Stück auf einem Stück Pappe herausgedrückt und gemischt. Mit einem Japanspachtel aufgetragen, fertig.

 

 

 

Fake Argument: Radialdichtringe mit der Schlauchfeder zueinander einbauen.

Egal wo das Argument gelesen wurde, (meist im Internet), das ist definitiv falsch. Die Seite mit der Schlauchfeder gehört auf die Seite mit dem höheren Druck. D.h. der äußere Radialdichtring mit der Schlauchfeder zur Meerwasserseite, der innere Radialdichtring mit der Schlauchfeder zur Ölseite. Das habe ich von einem Techniker der Fa. Freudenberg (Marktführer bei Radialdichtringen) so erfahren. Der Bereich zwischen den Radialdichtringen muss auf Luftdruck -Oberflächen-Niveau bleiben, darf nicht mit Fett gefüllt werden, damit sich eine Druckdifferenz zwischen Meerwasser und dem Zwischenbereich und Öl und dem Zwischenbereich einstellt. Nur so bleibt das Saildrive lange Zeit dicht.

 

Fazit:

Die Radialdichtringe (Industrietypen) halten dicht. Sie sind wesentlich preisgünstiger als die Originalteile.   Ein Sleeve ist eine preisgünstige Reparaturmöglichkeit für Antriebsachsen mit Einlaufspuren. Bei richtiger Anwendung halten sie viele Jahre den Antrieb dicht. Wenn notwendig können sie auch ersetzt werden.

Mit jeder Erneuerung des Unterwasseranstrichs, so alle 2-3 Jahre, werden Öl und Radialdichtringe mit gewechselt. Damit hat man eine umfassende Wartungs-Kontrolle über den Saildrive.

Weitere Informationen zum Thema:

Radialdichtringtausch und Laufflächenerneuerung Palstek 3-2017

Radialdichtringe: Wie gut ist Original im Palstek 3-2017

Nachgefasst: Wasser im ÖL Palstek 4-2021

Oder hier auf der WEB-Seite.

 

Haftungsausschluss:
Diese Anleitung wurde nach bestem Wissen und Gewissen an Hand mehrerer, von mir selbst, durchgeführten Reparaturen verschriftlicht.
Die Anleitung wurde sorgfältig von mir erstellt und geprüft. Es wird keine Haftung für die Anwendung dieser Anleitung oder für Beschädigungen, die durch diese Anleitung entstehen, übernommen. 

 

Copyright :

Jochen Brickwede im Februar 2024

Simmerrimg ist ein eingetragenes Warenzeichen der Freudenberg FST GmbH. Nur Simmerringe der Fa. Freudenberg dürfen unter dem Namen Simmerring verkauft werden. Da sich der Begriff Simmerring im Sprachgebrauch parallel zum Begriff Radialdichtring eingeprägt hat, wird er hier gleichbedeutend verwendet.

 Hinweis: Bezugquellen für die Ersatzteile, (keine Yanmar Originalteile, sondern deutsche Industriequalität), kann bei mir angefragt werden.

 Kommentare, Anfragen und Hinweise via  Mail sind immer willkommen.